Lebenskrise nach dem Abi: Was, wenn dein Kind keinen Plan hat – aber alle anderen? (2025)
Stell dir vor: Du hast gerade dein Abi geschafft. Die Schule liegt hinter dir, und vor dir? Eine Art weißes Nichts.
Kein Plan. Keine Richtung. Nur Nebel.
Genau so beschrieb es Luisa, die kürzlich bei mir in der Berufsberatung saß. Sie arbeitet seit dem Abi in einer Buchhandlung. Eigentlich hatte sie sich dort ganz wohl gefühlt – das Team war nett, der Job vertraut, sie kannte das schon aus dem Schulpraktikum. Aber jetzt, zwei Jahre später, saß sie vor mir und sagte: „Ich weiß einfach nicht, wie ich mich entscheiden soll.“ Was sie meinte, war mehr als nur die Frage nach einem Studiengang. Sie meinte: Wie soll ich eine Entscheidung treffen, wenn sich alles gleichzeitig richtig – und falsch – anfühlt?
Ihr war klar: Wenn sie sich für einen Weg entscheidet, schließt sie damit unzählige andere aus. Und weil niemand ihr je beigebracht hatte, wie man so eine Entscheidung trifft, blieb sie stehen. Zwei Jahre lang. Im 540-Euro-Job. Während um sie herum die anderen ihre Lebenspläne scheinbar mühelos in Angriff nahmen.
Und weißt du was? Genau dieses Mädchen hatte schon eine Berufsberatung hinter sich. Geschenkt von der Patentante, viel Geld, große Erwartungen. Das Ergebnis: drei Optionen auf dem Papier – und noch mehr Verwirrung im Kopf.
Weil keine davon sich wirklich nach ihr anfühlte.
Warum ich dir das erzähle?
Weil diese sogenannte „stille Krise“ nach dem Abitur viel häufiger vorkommt, als wir glauben. Sie ist wie ein Elefant im Raum – jeder spürt sie, aber kaum jemand spricht darüber.
Und genau darin liegt das Problem.
Denn diese Orientierungslosigkeit fühlt sich nicht einfach nur unsicher an – sie fühlt sich dumpf, schwer und isoliert an. Wie loszusegeln ohne Kompass. Wie blind durch Nebel. Und während andere scheinbar einfach „losmachen“, fühlt sich dein Kind wie festgenagelt – mit dem panischen Gefühl: „Ich habe keinen Plan. Alle anderen schon.“ Diese Krise entsteht nicht aus Faulheit oder Unentschlossenheit. Sie entsteht aus Überforderung – durch eine Welt voller Optionen, durch sozialen Vergleich, durch Druck, bloß nichts falsch zu machen.
Warum trifft die Krise nach dem Abi so viele?
Wir leben in einer Zeit, in der junge Menschen mehr Möglichkeiten haben als je zuvor – und gleichzeitig nie weniger Klarheit darüber, was sie wirklich wollen oder können.
Die meisten Eltern sind mit einem überschaubaren Spektrum an Optionen groß geworden: Ausbildung oder Studium. Heute gibt es unzählige Studiengänge, duale Modelle, weltweite Programme, digitale Karrieren. Klingt nach Freiheit – fühlt sich aber oft wie Stillstand an.
Denn: Wer sich zwischen 100 Optionen entscheiden soll, spürt vor allem eins – Angst. Die Angst, sich gegen 99 andere Möglichkeiten zu entscheiden. Und die sitzt tief.
Diese Orientierungslosigkeit nach dem Abitur entwickelt sich bei vielen Jugendlichen zu einer regelrechten Lebenskrise nach dem Abi – nicht, weil ihnen etwas fehlt, sondern weil sie mit einem Zuviel an Möglichkeiten alleingelassen werden.
Hinzu kommt:
- Das Schulsystem vermittelt kaum Entscheidungsfähigkeit.
- Persönlichkeitsentwicklung? Fehlanzeige.
- Viele Beratungen bieten vor allem Optionen – aber keine Orientierung.
Der Druck ist überall – und beginnt oft zuhause
Eltern wollen das Beste. Klar. Aber was viele vergessen: Schon gut gemeinte Fragen können Druck erzeugen.
- „Weißt du denn schon, was du machen willst?“
- „Hast du dich schon beworben?“
- „Willst du nicht erst mal reisen?“
Was harmlos klingt, verstärkt das Gefühl: Ich sollte längst weiter sein.
Hinzu kommt der permanente soziale Vergleich. Instagram-Storys aus Südamerika. TikToks über coole Studiengänge. Erfolgsmeldungen auf Familienfeiern. Und dein Kind denkt still: „Alle anderen kriegen’s hin – nur ich nicht.“ Dieses Denken ist fatal – und völlig falsch. Denn viele „klare Pläne“ sind gar nicht so klar. Viele brechen ab. Viele zweifeln. Nur spricht eben kaum jemand drüber.
Orientierung ist keine Phase – sie ist eine Kompetenz
In der Schule lernen wir, wie man Gedichte analysiert. Wie man Kurvendiskussionen führt. Aber niemand bringt jungen Menschen bei, wie man entscheidet.
- Was passt zu mir?
- Was brauche ich, damit es mir gutgeht?
- Wofür lohnt es sich, morgens aufzustehen?
Das sind die Fragen, mit denen wir im Coaching starten. Wir schauen nicht auf Studiengänge oder Berufe – wir schauen auf die Persönlichkeit: auf Stärken, Motive, Bedürfnisse und Lebensziele. Und daraus ergibt sich fast wie von selbst ein nächster guter Schritt.
Kein Schritt ist perfekt. Aber ein guter Schritt bringt Bewegung. Und Bewegung bringt Orientierung.
Was Eltern jetzt wissen sollten
Die „Krise nach dem Abi“ ist kein Problem, das sich mit ein paar Tipps löst. Aber es gibt sehr viel, was du tun kannst – um dein Kind zu unterstützen, ohne Druck zu erzeugen.
Hier sind sechs Dinge, die wirklich helfen:
1. Sprich offen über die Krise
Benenn das Thema. Sag zum Beispiel: „Ich habe das Gefühl, du fühlst dich gerade ein bisschen lost. Stimmt das?“
Oder: „Ich weiß, dass die Zeit nach dem Abi nicht nur aufregend, sondern auch verdammt herausfordernd sein kann. Willst du mal erzählen?“
2. Verzichte auf vermeintlich lösungsorientierte Vorschläge
Wenn dein Kind sich orientierungslos fühlt, helfen Sätze wie „Geh doch erstmal ins Ausland“ oder „Mach doch erstmal BWL“ nicht. Sie suggerieren: Du musst nur endlich anfangen – dann wird alles gut. Aber dein Kind ist nicht faul. Es ist überfordert.
3. Ermutige zur Selbstreflexion statt zur Aktion
Fragen wie „Was interessiert dich?“, „Was war in der Schule dein Lieblingsthema?“ oder „Womit verbringst du gern Zeit, wenn du keine Verpflichtungen hast?“ können kleine Türöffner sein. Hör zu – ohne zu werten.
4. Vermittle, dass kein Weg in Stein gemeißelt ist
Studiengänge können gewechselt werden. Ausbildungen lassen sich abbrechen. Jeder Weg darf Umwege haben. Perfekte Entscheidungen gibt’s nicht – nur passende nächste Schritte.
5. Teile deine eigenen Erfahrungen
Sprich über Umwege, Fehlentscheidungen oder Zeiten, in denen du selbst keinen Plan hattest. Das nimmt den Druck raus – und zeigt: Orientierung ist ein Prozess, kein Ziel.
6. Hol dir Unterstützung
Du musst nicht alles alleine stemmen. Manchmal braucht es eine neutrale Perspektive – von außen. Eine, die nicht bewertet, sondern ermutigt. Genau das ist meine Rolle.
Wenn du deinem Kind wirklich helfen willst…
…dann schenk ihm nicht noch mehr Optionen. Schenk ihm Orientierung. Und fang bei dir selbst an:
Wenn du deinem Kind helfen möchtest, diese Lebenskrise nach dem Abi zu bewältigen – ohne Druck, aber mit Orientierung –, dann findest du im Eltern-Guide viele praktische Impulse.
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Darin zeige ich dir ganz konkret, wie du deinem Kind hilfst, mit der Krise nach dem Abi umzugehen – ohne Druck, aber mit Klarheit.
Oder buch dir ein kostenloses Kennenlerngespräch mit mir.
Ich erzähle dir gern, wie ich arbeite, was mein Coaching beinhaltet und wann es sinnvoll ist. Ganz unverbindlich.
Du bist nicht allein. Und dein Kind ist nicht „zu spät dran“. Es ist mittendrin – in einem Prozess, den wir begleiten können. Gemeinsam.
Herzliche Grüße
Juliane