Nicht perfekt, aber standfest – warum Resilienz so wichtig ist (gerade für Mütter)(2025)
Resilienz für Mütter – oder: Wie du auf dem Deich stehen bleibst, wenn der Wind von vorn kommt
Heute Morgen an der Nordsee.
Ich laufe über den Deich, der Wind kommt mit voller Wucht vom Meer – nicht von schräg oben oder unten, sondern waagerecht. Einfach volle Breitseite, frontal, gnadenlos.
Windstärke 8 vielleicht? Ich weiß es nicht genau. Aber ich weiß: Wer hier nicht stabil steht, wird einfach vom Weg gefegt.
Und während ich mich gegen den Wind stemme, denke ich: Genau das ist es. Genau so fühlt sich das Leben als Mutter manchmal an:
Du hast eh schon kaum Schlaf bekommen. Die Kinder streiten sich, das Schulbrot liegt noch auf dem Küchentisch, dein Arbeitstag wartet. Und dann kommt ein Anruf: Kita macht dicht. Dein Kind hat Fieber. Oder ein Gespräch mit der Lehrerin läuft komplett anders als erhofft. Irgendwas ist schon wieder nicht vorgesehen. Der Wind weht – und zwar heftig.
Und du brauchst eine innere Standfestigkeit, um da nicht einfach umzufallen. Wenn du das Gefühl hast: „Ich steh da gerade allein auf dem Deich und der Wind wird immer stärker“ – dann lass uns miteinander sprechen.
Ein erstes Kennenlerngespräch ist kostenlos und ganz unverbindlich. Ich höre zu – und wir schauen gemeinsam, ob und wie ich dich begleiten kann.
Aber wie geht das eigentlich – „nicht umfallen“?
Ich selbst wusste das früher nicht. Als ich 2014 nach meiner ersten Elternzeit wieder in Teilzeit in meinen Job zurückging, war das Wort Resilienz für mich nur ein Fremdwort. Ich hatte keine Ahnung, was genau sich dahinter verbirgt – und noch weniger, wie ich das bei mir stärken könnte.
Damals hatte ich beruflich das Glück, eine Führungskräfteakademie aufzubauen – und plötzlich kam dieses Thema auf den Tisch: Resilienz. Wir wollten Führungskräfte darin stärken, auch in schwierigen Zeiten handlungsfähig zu bleiben, nicht einzuknicken, sondern mit Herausforderungen souverän umzugehen.
Und da hab ich verstanden:
Moment mal – das ist nicht nur was für Führungskräfte.
Das ist was für Mütter. Für Frauen in Dauerbelastung. Für alle, die sich durch den Alltag kämpfen – und trotzdem auch noch die sind, die trösten, organisieren, begleiten, mitdenken, Verantwortung tragen. Für die, die nie Pause haben, aber ständig präsent sein sollen.
Resilienz ist die Fähigkeit, nach einem Rückschlag wieder aufzustehen – nicht blind weitermachen, sondern neu ausrichten.
Und genau das kannst du lernen.
Die Forschung nennt sieben zentrale Felder, in denen du ansetzen kannst – ich nenne sie gern die „sieben Sturmstützen“. Denn sie helfen dir, wenn der Wind mal wieder horizontal kommt.
1. Optimismus:
Glaub daran, dass es wieder besser wird. Und ja, ich meine echten Optimismus – nicht toxisches Positivdenken mit rosa Schleife. Es geht darum, den Blick zu schulen: Was läuft gut, auch wenn gerade vieles schief hängt? Was funktioniert – trotz allem?
Wenn dein Kind in der Kita fremdelt, dein Chef deine Teilzeit nicht ernst nimmt und du dir nachts Sorgen machst – kannst du trotzdem den Moment sehen, in dem dein Kind dich zum Lachen bringt? Den Kaffee, den du in Ruhe trinken konntest? Das eine Gespräch, das dich ermutigt hat?
Optimismus heißt nicht, die Realität zu leugnen. Sondern ihr mit einem „Trotzdem“ zu begegnen.
2. Akzeptanz:
Manche Dinge sind einfach, wie sie sind. Nicht alles lässt sich ändern. Und das tut weh – vor allem, wenn du mit aller Kraft versuchst, es doch zu verändern. Die Lehrerin, die dein Kind nicht versteht. Der Partner, der nicht mitzieht. Der Körper, der gerade nicht so mitmacht.
Akzeptanz heißt nicht: Ich finde mich mit allem ab. Es heißt: Ich erkenne an, was ist – damit ich entscheiden kann, was ich jetzt damit mache. Und ja, das ist schwer. Aber es entlastet enorm. Denn solange du gegen Unveränderbares kämpfst, fehlt dir die Kraft für das, was du wirklich gestalten kannst.
3. Lösungsorientierung:
Was funktioniert – bei dir? Viele Mütter geraten in den Strudel von „Was mache ich falsch?“ Dabei geht es nicht immer um Fehler – sondern oft um überlastete Systeme.
Lösungsorientierung bedeutet: Du schaust bewusst auf das, was hilft. Was schon mal funktioniert hat. Was dir guttut – ganz konkret. Ein Plan B. Eine Struktur. Ein Nein. Ein Abend für dich allein. Eine Freundin, die du um Hilfe bittest.
Fragen wie: Was brauche ich gerade? Was wäre ein nächster kleiner Schritt? bringen dich in Bewegung – statt dich festzuhalten im Gedankenkarussell.
4. Selbstregulierung:
Wie bringst du dich selbst wieder in Balance? Du bist nicht immer stark. Und das musst du auch nicht sein. Aber du kannst lernen, dich selbst besser zu regulieren – also wieder runterzufahren, wenn es zu viel wird. Oder dich zu aktivieren, wenn du merkst, dass du dich verlierst.
Das kann Atmen sein. Musik. Bewegung. Schreiben. Oder ein Satz wie: Ich darf Pause machen. Oder: Ich darf müde sein, wütend sein, traurig sein – und trotzdem weitermachen.
Selbstregulierung bedeutet, dir selbst Sicherheit zu geben – gerade dann, wenn es außen laut wird.
5. Verantwortung:
Du hast mehr Einfluss, als du denkst. Viele Mütter fühlen sich getrieben – von Erwartungen, Anforderungen, von allem, was „man“ so macht. Verantwortung zu übernehmen bedeutet: Du machst dich zur Akteurin deines Lebens.
Nicht in allem. Aber in dem, was du verändern kannst. Ein Gespräch suchen. Eine Grenze setzen. Einen neuen Weg ausprobieren. Verantwortung heißt: Du entscheidest dich. Nicht aus Pflicht – sondern aus innerer Klarheit.
6. Netzwerkorientierung:
Du musst das nicht allein wuppen. Und nein, das ist kein Zeichen von Schwäche – sondern von Selbstfürsorge. Wer dich kennt, weiß: Du kannst viel. Aber niemand sollte alles allein tragen.
Resiliente Menschen haben ein Netz. Menschen, bei denen sie sich ausweinen dürfen. Menschen, die mitdenken, helfen, erinnern. Menschen, die sagen: Du musst das nicht alleine schaffen.
Und: Sie nutzen dieses Netz auch. Genau das ist der Unterschied.
7. Zukunftsorientierung:
Was ist dein nächster Schritt? Viele Mütter verlieren sich im Alltag. Und irgendwann auch sich selbst.
Zukunftsorientierung bedeutet: Du erlaubst dir, wieder zu träumen. Zu gestalten. Dir Ziele zu setzen – auch wenn sie klein sind. Oder noch nicht ganz klar.
Resilienz entsteht dort, wo du beginnst, dir deine Zukunft zurückzuerobern. Wo du dir Fragen stellst wie:
Was wünsche ich mir in einem halben Jahr? Was soll mein Leben enthalten – damit es sich nach mir anfühlt?
Diese sieben Felder lassen sich trainieren – Stück für Stück, im Alltag, ohne Hokuspokus.
Manchmal reicht ein neuer Gedanke. Ein anderes Verhalten. Eine Entscheidung. Und manchmal braucht es dafür eine Begleitung – jemanden, der dich erinnert: Du darfst schwach sein und trotzdem stark. Du darfst zweifeln – und trotzdem weitergehen.
Wenn du merkst, dass du gerade eher taumelst als stehst – dann lass uns sprechen.
Ich begleite Frauen, die wieder standfest werden wollen. Die sich selbst wieder spüren möchten. Und lernen wollen, dem Wind nicht mehr alles zu überlassen.
Du musst nicht perfekt funktionieren. Aber du darfst resilient sein – aus gutem Grund. Für dich. Für deine Kinder. Für dein Leben.
Herzlich
Juliane